Die Geheimnisse der Super-Ager: Wie manche Menschen über 100 hinaus gedeihen

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Seit Jahrzehnten beobachten Wissenschaftler ein merkwürdiges Phänomen: Manche Menschen erreichen ein extremes Alter – 100 Jahre und älter – mit bemerkenswert erhaltenen kognitiven Funktionen. Diese „Super-Ager“ widersetzen sich der konventionellen Erzählung vom unvermeidlichen geistigen Verfall und veranlassen Forscher, zu untersuchen, warum manche Gehirne auch mit zunehmendem Alter des Körpers scharf bleiben.

Die Gehirne, die alle Chancen übertreffen

Studien von Emily Rogalski, Ph.D. von der Northwestern University, zeigen, dass die Gehirne von Super-Agern oft denen von gesunden Menschen in den Fünfzigern oder Sechzigern ähneln. Das ist nicht nur Glück; Es handelt sich um einen nachweisbaren Unterschied in der neuronalen Struktur und Funktion. Trotz der erwarteten Schrumpfung des Gehirngewebes mit zunehmendem Alter – das Gehirn eines typischen 90-Jährigen wiegt etwa 10 % weniger als das eines 40-Jährigen – zeigen diese Hundertjährigen Widerstandsfähigkeit. Ihre Gehirne enthalten eine höhere Dichte an von Economo-Neuronen, spezialisierten Zellen, die mit schneller Kommunikation verbunden sind, und weisen eine bemerkenswerte Fähigkeit auf, altersbedingtem Abbau standzuhalten.

Dies ist von Bedeutung, da altersbedingte Gehirnveränderungen nicht nur kosmetischer Natur sind. Der präfrontale Kortex, der für komplexes Denken von entscheidender Bedeutung ist, und der Hippocampus, der für das Gedächtnis von entscheidender Bedeutung ist, schrumpfen mit der Zeit. Allerdings scheinen Super-Ager diesen Prozess zu umgehen. Einige weisen sogar Gehirne auf, die mit den gleichen körperlichen Merkmalen einer fortgeschrittenen Alzheimer-Krankheit durchsetzt sind, ohne dass es zu einer kognitiven Beeinträchtigung kommt. Eine in Amsterdam untersuchte Person blieb im Alter von 108 Jahren trotz schwerer Hirnnarben voll funktionsfähig.

Resilienz, nicht nur Genetik?

Forscher der Vrije-Universität in Amsterdam fanden heraus, dass 60 % der Hundertjährigen Demenz vermeiden, was die Annahme widerlegt, dass ein kognitiver Verfall unvermeidlich sei. Dies wirft kritische Fragen auf: Sind diese Personen genetisch für die Langlebigkeit des Gehirns prädisponiert, oder wehren sie sich aktiv gegen den geistigen Verfall?

Rogalskis Arbeit legt Letzteres nahe. Sie stellt fest, dass Super-Ager ein gemeinsames Merkmal haben: außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit gegenüber extremem Stress. Ganz gleich, ob sie ein Kriegstrauma, einen persönlichen Verlust oder eine lebensbedrohliche Krankheit überlebt haben, sie zeigen eine ständige Fähigkeit, sich anzupassen und voranzukommen. Dabei geht es nicht nur um „positives Denken“; Es ist ein grundlegender Unterschied in der Art und Weise, wie ihr Gehirn Widrigkeiten verarbeitet.

Der Plateau-Effekt

Das bemerkenswerteste Ergebnis ist, dass ihre kognitiven Funktionen bei Erreichen eines bestimmten Alters (ca. 100-101) tendenziell ein Plateau erreichen. Im Gegensatz zu jüngeren Bevölkerungsgruppen, bei denen das Demenzrisiko linear mit dem Alter ansteigt, können Hundertjährige, die an Demenz erkrankt sind, dies möglicherweise über Jahre hinweg bleiben und so dem typischen exponentiellen Rückgang trotzen. Dies deutet darauf hin, dass ein Schutzmechanismus im Spiel ist, sei es angeboren oder durch lebenslange Widerstandskraft entwickelt.

Internationale Forschung mit über 100.000 Gehirnscans bestätigt diese Idee: Das Gehirn passt sich im Laufe des Lebens an, und manche Menschen zeigen eine außergewöhnliche Fähigkeit, dem kognitiven Verfall bis ins hohe Alter zu widerstehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Demenz zwar mit zunehmendem Alter weiterhin ein erhebliches Risiko darstellt, die Existenz von Super-Age-Patienten jedoch beweist, dass die kognitive Gesundheit nicht vorbestimmt ist. Ihre Gehirne weisen eine bemerkenswerte Fähigkeit auf, dem Abbau standzuhalten, sich an Stress anzupassen und Funktionen aufrechtzuerhalten, die weit über das hinausgehen, was einst für möglich gehalten wurde. Die Untersuchung dieser Personen bietet unschätzbare Einblicke in die Widerstandsfähigkeit des Gehirns und das Potenzial, den altersbedingten kognitiven Rückgang zu verzögern oder sogar zu umgehen.